Von der Traube ins Glas – der komplette Herstellungsprozess einfach erklärt
Wein ist viel mehr als ein Getränk. Jede Flasche erzählt eine Geschichte – von Sonne, Boden, Zeit und Handwerk. Wenn du dich schon immer gefragt hast, wie aus saftigen Trauben ein aromatischer Tropfen wird, bist du hier genau richtig. Wir nehmen dich mit auf die Reise vom Weinberg bis zum Weinglas.
Der Anfang im Weinberg: Rebsorte trifft Terroir
Alles beginnt mit der Rebe. Ob fruchtiger Riesling oder würziger Spätburgunder – die Rebsorte hat großen Einfluss auf den späteren Geschmack. Doch nicht nur das: Auch der Boden, das Klima und sogar die Hanglage – zusammengefasst als Terroir – prägen den Charakter des Weins.
Damit die Trauben optimal gedeihen, braucht es viel Pflege: Im Winter werden die Reben zurückgeschnitten, im Frühjahr folgt die Laubarbeit, und im Sommer wird oft der Ertrag reguliert – also bewusst reduziert, um mehr Qualität zu erzeugen.
Der richtige Moment: Die Traubenernte
Meist im Frühherbst ist es so weit: Die Lese steht an. Je nach gewünschtem Stil werden die Trauben früher (frischer, säurebetonter) oder später (reifer, aromatischer) geerntet. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn Zucker, Säure und Aroma müssen genau stimmen.
Ob die Lese von Hand oder maschinell erfolgt, hängt von der Philosophie des Winzers ab: Handlese erlaubt mehr Selektion – ideal für hochwertige Weine.
Aus der Traube wird Maische
Nach der Lese geht es in den Keller. Zuerst werden unreife oder faulige Beeren aussortiert – Qualitätskontrolle pur. Dann folgt das Entrappen: Dabei werden die Stiele entfernt, um bittere Tannine zu vermeiden.
Anschließend werden die Beeren leicht angequetscht. So entsteht die sogenannte Maische – der Mix aus Saft, Fruchtfleisch und Schalen, der die Grundlage für die Gärung bildet.
Pressen und entscheiden: Weiß, Rot oder Rosé?
Jetzt wird’s spannend: Je nachdem, welcher Wein entstehen soll, unterscheidet sich der Ablauf:
- Weißwein: Die Maische wird sofort gepresst. Nur der klare Most wird vergoren.
- Rotwein: Die Maische darf vorher gären – so gehen Farbe und Tannine aus den Schalen in den Wein über.
- Rosé: Ein Mittelding. Nach kurzer Maischestandzeit wird gepresst – für zarte Farbe und Frische.
Die Gärung: Zucker wird zu Alkohol
Jetzt kommt die Hefe ins Spiel. Sie wandelt den natürlichen Zucker in Alkohol und Kohlendioxid um – ein faszinierender Prozess, bei dem sich das Aroma des Weins entscheidend entwickelt.
- Weißweine gären meist bei 12–20 °C: Das bewahrt die Fruchtigkeit.
- Rotweine dürfen es wärmer haben: 22–30 °C für mehr Struktur und Tiefe.
Je nach Stil wählt der Winzer den passenden Gärbehälter: Edelstahl für Frische, Holz für Komplexität oder Beton für ein neutrales, mikrooxidatives Klima. Eine zusätzliche malolaktische Gärung kann Säure mildern und dem Wein mehr Cremigkeit verleihen.
Klärung & Stabilisierung: Der Wein wird fein
Nach der Gärung ist der Wein noch trüb. Durch Filtration, Schönung und den sogenannten Abstich wird er klarer. Oft kommt auch etwas Schwefel zum Einsatz – zum Schutz vor Oxidation.
Damit später keine Kristalle in der Flasche entstehen, wird der Wein außerdem kaltstabilisiert. Klingt technisch, ist aber einfach ein weiterer Schritt hin zum perfekten Genuss.
Reifung: Geduld zahlt sich aus
Je nach Weintyp reift der Wein unterschiedlich lange:
- Weißweine werden oft schon nach wenigen Monaten gefüllt – frisch und lebendig.
- Rotweine, besonders wenn sie im Barrique reifen, brauchen 1–3 Jahre – für Tiefe, Würze und Struktur.
Manche Weine lagern zudem auf der Feinhefe (sur lie) – das verleiht ihnen mehr Volumen und Cremigkeit.
Abfüllung: Der große Moment
Bevor der Wein auf die Reise zu dir geht, wird er hygienisch abgefüllt. Ob Schraubverschluss, Naturkork oder Glasstopfen – jeder hat seine Vorzüge. Auch das Etikett erzählt eine Geschichte: Es liefert nicht nur Pflichtangaben, sondern oft auch einen Vorgeschmack auf das, was dich im Glas erwartet.
Einige Weine profitieren noch von etwas Flaschenreife. Gerade hochwertige Tropfen entfalten sich erst mit etwas Geduld vollends.
Fazit: Mehr als nur Traubensaft
Wein entsteht nicht zufällig. Jeder Schluck ist das Ergebnis von Know-how, Natur und Leidenschaft. Von der Rebe über die Gärung bis zur Abfüllung beeinflusst jeder Schritt den Charakter des Weins. Wer das versteht, kann Wein bewusster genießen – ob bei der nächsten Weinverkostung, beim Dinner oder beim gemütlichen Weintasting zu Hause mit Freundinnen.
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