Weißburgunder – der elegante Allrounder
Der Weißburgunder – international bekannt als Pinot Blanc oder Pinot Bianco – ist eine Rebsorte, die gerne unterschätzt wird. Dabei steckt hinter dem eher leisen Auftritt eine bemerkenswert vielseitige und traditionsreiche Weißweinrebe, die in ganz Europa geschätzt wird. Ob in Deutschland, Frankreich oder Italien – Weißburgunder bringt feine Weine hervor, die von Frische und Eleganz leben. Zeit, diese Rebsorte etwas genauer kennenzulernen.
Herkunft und Geschichte: Ein echtes Burgunderkind
Weißburgunder gehört zur großen Burgunderfamilie und ist genetisch eng mit dem Grauburgunder (Pinot Gris) und Spätburgunder (Pinot Noir) verwandt. Entstanden ist er durch eine natürliche Mutation – quasi ein evolutionärer Zufall, der zum Glück besonders gelungen ist.
Bereits im 14. Jahrhundert tauchen erste Erwähnungen auf. Neuere DNA-Analysen zeigen: Neben der Mutation aus Grauburgunder ist auch eine natürliche Kreuzung mit Traminer und Schwarzriesling (Pinot Meunier) wahrscheinlich. Damit zählt Weißburgunder zu den ältesten weißen Rebsorten Europas. Ursprünglich stammt er aus dem französischen Burgund, verbreitete sich aber schnell weiter – über das Elsass nach Deutschland, Österreich und Norditalien.
Anbaugebiete: Europaweit zuhause
Heute ist Weißburgunder in vielen europäischen Ländern zu finden. Die wichtigsten Anbauregionen:
- Deutschland: Besonders in der Pfalz, in Baden und Rheinhessen. Aktuell macht er etwa 4,4 % der deutschen Rebfläche aus – mit steigender Tendenz.
- Frankreich: Vor allem im Elsass und in der Champagne.
- Italien: In Südtirol und Friaul.
- Weitere Länder: Österreich, Schweiz, Slowenien, Ungarn, Tschechien und Luxemburg.
Weißburgunder liebt warme, sonnige Lagen mit einem langen, milden Herbst. Er ist etwas frostempfindlich – sensibler als Riesling, aber robuster als Chardonnay. Beim Boden zeigt er sich vielseitig: Kalkhaltige Böden bringen elegante, mineralische Weine hervor, Löss führt zu fruchtigen Varianten, und auf vulkanischem Gestein entstehen strukturierte, würzige Tropfen.
Charakter: Dezent, aber vielschichtig
Der Reiz des Weißburgunders liegt in seiner feinen, eher zurückhaltenden Art. Er drängt sich nicht auf, sondern zeigt bei genauerem Hinsehen (bzw. -schmecken) eine beachtliche Bandbreite.
Typische Merkmale:
- Aromen: Apfel, Birne, Quitte, Mango, Melone und Zitrusfrüchte, oft ergänzt durch nussige Noten wie Haselnuss und Mandeln. Reifere Weine entwickeln Aromen von Brotteig oder Brioche – besonders bei Spontanvergärung und Hefelager.
- Körper: Mittelgewichtig, harmonisch, weich und cremig.
- Säure: Mild bis moderat – angenehm erfrischend, nie dominant.
- Farbe: Hell, von grüngelb bis strohgelb.
Weißburgunder zeigt sich sowohl jung als auch gereift von seiner besten Seite. Gute Exemplare können problemlos fünf bis acht Jahre lagern und gewinnen dabei an Tiefe und Komplexität.
Stilrichtungen: Vom Frischekick bis zum Sekt
Je nach Ausbau zeigt der Weißburgunder ganz unterschiedliche Gesichter:
- Jung und fruchtig: Leicht, spritzig, unkompliziert – perfekt für warme Tage.
- Im Holzfass gereift: Cremig, strukturiert, mit nussigen und teigigen Aromen.
- Als Schaumwein: Besonders beliebt in der Champagne und in deutschen Winzersekten – feinperlig und elegant.
Gerade diese Wandelbarkeit macht ihn zu einer der vielseitigsten Weißweinsorten Europas. Kein Wunder, dass er auch in professionellen Kreisen oft für Überraschungen sorgt – nicht selten wird er in Blindverkostungen mit Chardonnay verwechselt.
Viele Namen, ein Charakter
Die Rebsorte ist unter verschiedenen Namen bekannt:
- Pinot Blanc (Frankreich)
- Pinot Bianco (Italien)
- Weißer Burgunder (Deutschland, Österreich)
- Klevner (Schweiz)
Lange Zeit wurde Weißburgunder häufig im Mischsatz mit Grauburgunder und Chardonnay ausgebaut. Erst durch moderne Klonenselektion ist eine sortenreine Vinifizierung üblich geworden – und das hat sich gelohnt.
Fazit: Ein Weißwein mit Understatement
Weißburgunder ist ein Wein für Menschen, die es etwas ruhiger, aber nicht weniger spannend mögen. Er überzeugt mit Eleganz, Ausgewogenheit und einer feinen aromatischen Tiefe. Für viele Weineinsteigerinnen ist er der perfekte Begleiter auf dem Weg in die Weinwelt.
Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte, findet heute viele Möglichkeiten – von klassischen Weinführern bis zu digitalen Angeboten. Eine spannende und moderne Herangehensweise bietet etwa die App vinodo, die Weinwissen auf unterhaltsame Weise vermittelt. Doch auch ohne technische Hilfsmittel lohnt es sich, dem Weißburgunder Aufmerksamkeit zu schenken – dieser elegante Allrounder hat viel zu bieten.